Wir haben ja hier im Bestatterweblog schon mehrmals darüber diskutiert, ob man heute noch das Wort Neger sagen darf oder nicht.
Jeder, der meine Texte kennt, der weiß, daß ich mich stets um eine schöne und leicht verständliche Sprache bemühe, ja ich sehe sogar eines meiner Talente ausgerechnet darin, komplizierte Sachverhalte so weitergeben zu können, daß auch Laien etwas davon verstehen können.
Mir widerstrebt jegliche Komplizierung des Gesagten oder Gesprochenen, es sei denn, ich möchte das bewusst als Stilmittel einsetzen.
Besonders bei den Dialogen erziele ich dadurch bekanntermaßen den Effekt, daß mir ganz oft Leser schreiben, die mir bestätigen, daß diese Dialoge aus dem Leben gegriffen sind und ob ich eventuell diesen oder jenen ihrer Verwandten oder Bekannten zufällig persönlich kenne.
Dabei bin ich wahrlich kein Sprachnazi, wohl aber ein Sprachwahrer, aber auch das nicht um jeden Preis.
Sprache ist etwas Lebendiges, sie entwickelt sich, sie saugt auf und sie stößt Elemente wieder ab.
So viele Wörter sind aus dem Ausland zu uns herübergeschwappt, so viele Wörter waren mal eine Weile modern und so viele von ihnen sind heute längst vergessen.
Ich habe schon aus diesem Grund keine Angst davor, daß unsere Sprache vom Englischen überflutet wird.
Was mir aber aufstößt ist das mutwillige Erfinden von ausländisch klingenden Wortungetümen aus Marketingzwecken, obwohl es dafür wunderbare deutsche Wörter gibt.
Manchmal weiß ich gar nicht, was bestimmte Firmen beispielsweise in ihren Stellenanzeigen suchen, wenn sie einen Headsystem Assistant Vice-Manager im Face to Face Business suchen. Daß das ein Pommes- und Käsewanzenverkäufer bei McDonalds ist, mußte man mir auch erst einmal jemand erklären.
Hier kann ja beispielsweise auch nicht die Rede davon sein, daß sich diese Stellenanzeige in ihrer Sprache an entsprechend ausgesuchtes Publikum wendet, daß eben diese Sprache auch versteht.
Ich bin aber nicht nur bei ausländischen oder ausländisch klingenden Wortschöpfungen so merkwürdig, sondern auch wenn mir meine Sprache durch vorweggenommene Rücksichtnahme auf die möglichen Empfindungen Dritter und durch vorauseilenden Gehorsam angeblich empfindsamer Minderheiten gegenüber im Sinne der politischen Korrektheit abgeschnitten wird und ich nun immer mehr Begriffe vermeiden soll, die ich seit Jahrzehnten für mich vollkommen wertfrei verwende.
Ganz übel finde ich es, wenn bestimmte Gruppierungen, was ihr gutes Recht ist, denn Sprache ist duldsam, Begriffe besetzen und für ihre Zwecke anders oder betonter nutzen, was auch wieder ihr gutes Recht ist, auch wenn es vielleicht nicht schön ist; und ich mir deshalb den Vorwurf anhören muß, ich teilte vielleicht sogar das Gedankengut dieser Leute, nur weil ich mich auf diese Um- oder Neubesetzung bestimmter Begriffe mit schlechteren oder zumindest anderen Inhalten oder Hintergründen eben nicht unterwerfe, sondern diese Begriffe so verwende, wie ich sie kenne und ich sie meine.
Und es ist auch nicht meine Aufgabe als Normalverwender bestimmter Wörter, jedes Mal zu belegen, daß ich kein Antisemit oder Muslimenhasser oder Schwulenfeind bin, nur weil ich mich der fremdbefohlenen politischen Korrektheit nicht beugen mag.
Mir ist in ganz vielen Gesprächen übrigens von den Gemeinten und angeblich Betroffenen immer wieder bestätigt worden, daß diese sich in der Regel durch die Verwendung gewisser Begriffe überhaupt nicht betroffen oder getroffen fühlen, sondern daß diese angeblich Empfindlichkeit gegenüber gewissen Bezeichnungen eher durch die stets stellvertretend Besorgten, die selbst diesen Gruppen gar nicht angehören, behauptet und vertreten wird.
Außerdem, so bestätigen mir die Betroffenen, würden sie mir ja sowieso keinerlei Harm unterstellen, da ich ja für die eventuell unterstellte böse Meinung eines Wortes gar nicht in Frage käme.
Und genau so sehe ich das auch. Ich schaue mir doch bitteschön den Sprecher oder Schreiber eines Textes an und bin doch dann in der Lage, zu unterscheiden, ob ein Wort jetzt herabwürdigend, neutral, komisch oder gar bewußt verwendet wird.
Dieses "das darf man jetzt nicht mehr sagen" kann ich nicht mehr hören. Wer legt denn sowas fest? Wer bitte erdreistet sich, einer gesamten Sprachgemeinschaft vorzuschreiben, welche Wörter auf einmal Ba oder Pfui sind?
Wedelt da nicht der wichtigtuerische Schwanz mit dem ganzen Hund? Und steckt im Wort wichtig, nicht ganz vorne deshalb schon das Wort Wicht?
Wenigstens schon 100 Mal habe ich Auszüge aus der Geschichte um den kleinen Jungen aus Afrika vorgelesen und sehr häufig auch schon vor Menschen mit dunkler Hautfarbe. Niemals hat sich da jemand über die von mir verwendete Sprache aufgeregt.
Wenn ich schreibe, daß für viele Europäer alle Asiaten gleich aussehen, so mag das jemanden, der Koreaner und Japaner leicht unterscheiden kann, möglicherweise aufregen, aber anders herum sagt mir meine vietnamesische Wokschwenkerin immer wieder, daß auch wir Europäer anfangs für viele Asiaten alle gleich aussehen.
Wenn ich von einem Afrikaner schreibe, dann weiß der Leser doch was damit gemeint ist, wenn ich Neger schreibe wird überdies noch deutlich, daß es ein Mensch mit dunkler Hautfarbe ist. Ein bezeichnendes Wort, ein einfaches Wort und ein Wort, das ich niemals abwertend oder herabwürdigend verwendet habe.
Durch die von mir gewählte Form der Beschreibung versuche ich doch (s.o.) Dinge die über einen gewissen längeren Zeitraum hinweg passiert sind, dichterisch zu verknappen, damit im Kopf des Lesers das Kopfkino entsteht und er sich in die Szenerie hinein gezogen fühlt und sich die Vorgänge und Handlungsweisen plastisch vorstellen kann.