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Channel: Bestatterweblog Peter Wilhelm
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Marilyn

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Sehr geehrter Herr Wilhelm!
Ich hatte ihnen schon vor ein paar Monate wegen Marilyn Monroe geschrieben. Die Frau lässt mich einfach nicht los.
Folgendes Herr Wilhelm. Ich hoffe doch wenn ich ihnen meine Fragen schreibe,das Sie mich nicht für verrückt halten.
Ich habe von dem Artikel einer Sargöffnung einer einbalsamierten Leiche die vor 80 Jahren bestattet sein soll gelesen.
Meine Frage lautet: Ist es möglich,das der Sarg von Marilyn Monroe eines Tages auch wieder geöffnet wird? Muß bei sowas die Familie zustimmen?

Es gab ja in der Vergangenheit Sargöffnungen von Verstorbenen aus dem Mittelalter,der Barockzeit usw. Geht sowas nur wenn die Staatsanwaltschaft DN Proben entnehmen möchte,oder geht sowas auch,wenn ein Fan oder Wissentschaftlerkreis das für Forschung möchte?

Wissen Sie ich bin sehr großer Fan von Marilyn Monroe und die Vorstellung zusammen mit anderen Fans oder Wissenschaftlern ihren Sarg zu öffnen um zu sehen in welchem Zustand sich ihr Leichnam befindet fesselt mich ungemein.

Ich weiß sie schütteln vielleicht den Kopf über die Fragen,aber die Neugier lässt mich einfach nicht los.
Bestärkt hat mich auch die einbalsamierte Kinderleiche der Rosanna Lombardi die 1920 einbalsamiert und bestattet wurde. Die Einbalsamierung ist nach dem amerikanischem Rezept durchgeführt worden das auch bei Marilyn Monroe und in der heutigen Zeit Anwendung findet. Ich hoffe sehr auf ihre ehrliche Antwort,und ich muß mich nochmals etwas entschuldigen für die Sonderbarkeit meiner Frage.

Vielen Dank im Voraus!
Freundliche Grüße!

Ich hatte Ihre Frage schon ansatzweise hier in diesem Artikel im Bestatterweblog beantwortet.

Eine Sargöffnung gilt auch in den Vereinigten Staaten als Störung der Totenruhe.
Sie wird deshalb nur aufgrund eines richterlichen Beschlusses durchgeführt. Hierfür müssen wichtige Gründe vorliegen. Solche könnten im forensischen, wie auch im wissenschaftlichen Bereich liegen.
Die bloße Neugier und das Gefesseltsein von Fans reicht hierfür bei weitem nicht aus.

Frau Monroe ist recht jung gestorben. Wir alle haben eine Vorstellung davon, wie sie zu Lebzeiten aussah.
Über ihre Bestattung und die Umstände, wie sie zu Tode gekommen ist, gibt es zahlreiche Veröffentlichungen.
Auch wissen wir in etwa, wie sich Menschen verändern, die einbalsamiert wurden und schon lange unter ähnlichen Umständen wie Marilyn Monroe beigesetzt sind.

Daraus kann man grobe Schlüsse ziehen, wie auch Frau Monroe heute aussehen könnte.

Mit der Beisetzung ist aber aus gutem Grund die Möglichkeit zur Betrachtung der Leiche vorbei.
Bis dahin hat man die Möglichkeit, sich als Angehöriger von der Verstorbenen zu verabschieden und auch visuell und körperlich einen letzten Eindruck zu bekommen.

Danach wird der Leichnam der Ewigkeit übergeben. Dieser Mensch gilt als vergangen und ist weg. Manchmal bleiben bei Erdbestattungen auch nach Jahrzehnten noch Knochen übrig, manchmal steht noch ewig die Asche unverändert in einem metallenen Gefäß, ja und manchmal gibt es einen mumifizierten, kaum veränderten Körper in einem Bronzesarg.
Aber dennoch ist dieser Mensch, als Einheit von Körper und Seele vergangen.

Frau Monroe ist tot. Sie ist nicht mehr da.

Viele betrachten Marilyn Monroe als großartige Künstlerin und wir haben doch das große Glück, daß es von ihr ganz viele Bild-, Film- und Tonaufnahmen gibt.
Diese hat sie der Nachwelt hinterlassen und es wird auch in ferner Zukunft wahrscheinlich noch möglich sein, sie in Form dieser Aufnahmen zu erleben.
Das ist auch genau das, was uns Frau Monroe von sich preisgeben wollte, wie sie von uns wahrgenommen werden wollte.

Ein Mensch, den man kennenlernt, lernt man mit Leib und Seele kennen. Davon leihen uns Schauspieler ein Abbild in den Rollen, die sie spielen.
Stirbt aber jemand, so ist seine Seele, nach allem was wir wissen, weg oder woanders.

Das Interesse der Fans, die unbedingt wissen wollen, wie Frau Monroe heute -so viele Jahre nach ihrem Tod- aussieht, richtet sich also nicht auf den Menschen Marilyn Monroe, denn dieser ist aufgrund der Trennung von Körper und Seele nicht mehr da. Das Interesse richtet sich auch nicht auf das hinterlassene künstlerische Werk, denn dieses ist frei zugänglich.
Es richtet sich allein auf die Körperlichkeit.

Sie selbst wissen, daß Ihr Ansinnen und Ihre diesbezüglichen Fragen sonderbar sind. Ich meine ein übersteigertes Interesse zu erkennen, wenn Sie schreiben, daß Sie der Gedanke nicht losläßt und daß Sie die Vorstellung fesselt, den Sarg zu öffnen.
Dieses Ansinnen und diese Vorstellung sind überhaupt nicht verwerflich und auch nicht zu verurteilen.

Ich werte nicht, ich verurteile nicht und ich erkläre Sie auch nicht für verrückt.
Aber wenn diese Ideen in gewisser Form lebensbestimmend werden, Sie also gar nicht von diesen Gedanken wegkommen, möchte ich Ihnen fast raten, einmal mit einem Psychologen über diesen übersteigerten Wunsch zu sprechen.


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